Was ist Ergotherapie?
Wir sind Ihre Wegbegleiter.
Wir als Ergotherapeuten*innen unterstützen Sie, Ihre maßgeschneiderten Lösungen zu finden.
Ergotherapeut*innen sind Expert*innen für Betätigungen. Sie nutzen spezifische Messinstrumente, um mit den Klient*innen zusammen ihren Alltag zu betrachten und für sie bedeutungsvolle Betätigungen herauszufinden, die eingeschränkt oder von einer Einschränkung bedroht sind. Eine Analyse kann Ansatzpunkte dazu herausarbeiten, warum die ausgewählten Betätigungen nicht mehr zufriedenstellend durchgeführt werden können oder wodurch diese gefährdet sind. Therapieziel ist, diese Einschränkungen zu beheben oder die Gesundheit zu stärken. Dadurch werden die Lebensqualität und die Teilhabe im Alltag gefördert.
Wie gehen wir in der Ergotherapie vor?
Die Unterteilung des ergotherapeutischen Handelns in Fachbereiche ist zwar gängig, entspricht aber nicht den Grundgedanken der Ergotherapie. Da bei der Ergotherapie für die Abrechnung mit den Krankenkassen jedoch eine Heilmittelverordnung mit Diagnosestellung notwendig ist, hat sich dennoch eine Einteilung in Fachbereiche etabliert. Ebenso können Ergotherapeut*innen ihr Wissen in bestimmten Fachbereichen weiter vertiefen. Welche Therapiebereiche wir behandeln, lesen Sie hier.
In der Ergotherapie wurden in den letzten Jahrzehnten international verschiedene Modelle entwickelt, die dem Berufsbild einen theoretischen (Inhaltsmodell) und einen prozesshaften Rahmen (Prozessmodell) geben. Inhaltsmodelle geben einen wissenschaftlich fundierten Rahmen vor, in dem der/die Klient*in, die Betätigung und die Umwelt ganzheitlich betrachtet werden. Die Prozessmodelle dienen der Strukturierung des Therapieprozesses.
Inhaltsmodell
Eines der bekanntesten Modelle ist das kanadische Modell CMOP-E, das den theoretischen Rahmen für die Ergotherapie bietet. Es versteht den Menschen in einer untrennbaren Wechselwirkung mit sich selbst, der Betätigung und der dazugehörigen Umwelt. Durch die Betätigung kann er auf seine Umwelt Einfluss nehmen, umgekehrt wirkt die Umwelt auf die Betätigung und den Menschen ein.
Zu einer Person gehören alle körperlichen Funktionen wie Motorik oder Kognition. Die Umwelt besteht aus vielfältigen Kontextfaktoren wie z. B. dem sozialen Umfeld und den kulturellen oder gesellschaftlichen Einflüssen. Alle diese Aspekte haben auf eine Betätigung und ihre Durchführung großen Einfluss und besitzen in der Ergotherapie einen besonderen Stellenwert.
Prozessmodell
Neben dem CMOP-E gibt es auch das kanadische Prozessmodell CPPF. Es beschreibt das Vorgehen in der Ergotherapie. Die folgende Abbildung zeigt die acht Aktionsschritte des CPPFs inklusive der Kontextfaktoren und des Bezugsrahmens.
Diese Aktionsschritte bilden einen dynamischen Prozess, in dem der/die Klient*in als Expert*in für sich und der/die Therapeut*in als Expert*in für die Betätigung als gleichberechtige Partner gemeinsam den Prozess gestalten. Dabei nehmen verschiedene Kontextfaktoren Einfluss auf die Therapie. So werden z. B. die Sozialisation, die kulturellen Hintergründe und die Religion berücksichtigt
Wie arbeiten wir in der Praxis?
CPPF Aktionsschritt
1. Ankommen
Sie haben von Ihrer/-m Fach-, Haus- oder Kinderärztin/-arzt eine Verordnung für Ergotherapie erhalten und melden sich bei uns telefonisch an. Wir erheben Ihre Daten und Ihre Terminmöglichkeiten. Wenn schon ein Termin frei ist, vereinbaren wir diesen mit Ihnen.
2. Kennenlernen/Erwartungen abklären
Im Erstgespräch möchten wir Sie und Ihre (Betätigungs-) Anliegen kennenlernen. Hierbei prüfen wir, ob Ihr Anliegen für eine Ergotherapie geeignet ist. Eventuell erstellen wir gemeinsam mit Ihnen ein Betätigungsprofil, durch das Sie ein besseres Verständnis für Ihre Betätigungen erhalten und das Sie über einen bestimmten Tag oder über eine Woche hinweg durchführen.
3. Ihr Alltagsanliegen analysieren
Hierauf aufbauend setzen Sie Ihre Betätigungsanliegen in einer Reihenfolge fest und definieren, womit Sie beginnen möchten. Um herauszufinden, warum Sie Ihre bedeutungsvolle Betätigung nicht ausführen können, führen wir gemeinsam eine Betätigungsanalyse durch. Danach lassen sich Ansätze für die Therapie erarbeiten.
4. Ihre persönlichen Ziele planen
Nun können wir gemeinsam Ziele festlegen, die in den folgenden Einheiten gemeinsam bearbeitet werden. Auch planen wir gemeinsam die nächsten Schritte. So haben Sie stets einen Überblick über die Inhalte der Therapie.
5. Ihren Plan umsetzen
Gemeinsam setzen wir den erstellten Plan um und reflektieren dabei den Prozess (z. B. üben, beraten, coachen, Umwelt anpassen oder Hilfsmittel einsetzen).
6. Fortschritt kontrollieren, ggf abändern
Sollten dabei Änderungen erforderlich sein, setzen wir diese gemeinsam um. So bleiben wir während des ganzen Prozesses flexibel und können auf Besonderheiten adäquat reagieren.
7. Ergebnis bewerten
Gegen Ende jedes Rezeptes bewerten wir gemeinsam die Fortschritte und besprechen, wie wir weiter verfahren.
8. Therapie beenden/ erfolgreich abschließen
Sofern Sie mit den erreichten Zielen zufrieden sind, können wir gemeinsam die Therapie beenden.
Ergotherapie trifft Wissenschaft
Wichtige Säulen in der Ergotherapie sind die ganzheitliche Betrachtung und die Heilbehandlung für Körper, Geist und Seele. Die moderne, wissenschaftlich fundierte Ergotherapie sieht sich als Schnittstelle zwischen medizinischen und sozialwissenschaftlichen Fachgebieten. Es wird in der Ausbildung viel medizinisches Wissen vermittelt (Anatomie, Physiologie, Neurologie, Krankheitslehre etc.) und mit sozialwissenschaftlichem Wissen ergänzt (Psychologie, Pädagogik, Behindertenpädagogik etc.). Der Beruf vereint Wissen aus der Medizin mit Geisteswissenschaften wie der Psychologie und Pädagogik sowie Naturwissenschaften.
Allgemein:
Unser Ansatz ist das salutogenetische Modell von Aaron Antonovsky (1923-1994).
Welche Faktoren tragen zur Gesundheit des Menschen bei und welche sind für die Wiederherstellung des Gesundheitsprozesses zuständig?
Im Vergleich zur Pathogenese beschäftigt sich das salutogenetische Modell mit der Frage, wie Menschen gesund bleiben. Es ist auf Prävention ausgelegt und zentriert dabei gesundheitsförderliche Kräfte. Das Modell basiert auf dem Konzept des Kohärenzgefühls, einer Grundeinstellung des Menschen, wie er belastende Lebenssituationen wahrnimmt, verarbeitet und beantwortet. Dadurch stärkt dieses Modell auch die Resilienz. Dabei geht es um die Widerstandsfähigkeit jedes Individuums und darum, wie diese sich trotz ungünstiger Lebensumstände und -ereignisse erfolgreich entwickeln kann (José, 2016).
Wissenswertes
Im Flow zu sein, ist ein Zustand, der sich einstellt, wenn man vollständig in eine Aktivität „versunken“ oder „im Fluss“ ist.
Uns ist es wichtig, unsere Klient*innen und Angehörigen genau da abzuholen, wo sie stehen, festzustellen, was ihr Ziel ist, und ihre (intrinsische) Motivation zu wecken, es zu erreichen.
Dazu berücksichtigen wir in der modernen Ergotherapie verschiedene Säulen des Flow-Erlebens:
- Vertrauen: Grundvoraussetzung für einen sicheren Entfaltungsraum
- Konzentration und fokussierte Aufmerksamkeit auf die gegenwärtige Tätigkeit
- ein Gefühl der Herausforderung, bei dem Ihre Fähigkeiten mit den Anforderungen der Aufgabe im Einklang stehen
- Kohärenz: Wie gehe ich mit dieser Situation in diesem Moment um? Erdung und „im Gleichgewicht mit sich selbst sein“
- Sicherstellen von Erfolgserlebnissen, die Ziele zu erreichen
Flow und Ergotherapie haben starke theoretische Bezüge zur Occupational Science. Forschungen zeigen, dass der Flow mit den subjektiven Aspekten des Wohlbefindens assoziiert wird.